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Tolle Aktion in Krummesse: „Baum des Jahres“

Jedes Jahr im Oktober wird von der „Baum des Jahres–Dr. Silvius Wodarz Stiftung“  eine Baumart ausgesucht, auf die wir ein besonderes Augenmerk richten sollten. Es handelt sich um ökologisch oder kulturhistorisch besonders wertvolle oder in ihrem Bestand gefährdete Bäume. Es können aber auch Bäume sein, die durch den Klimawandel in unseren Breiten bessere Chancen bekommen.

Erstmals wurde der Baum des Jahres 1989 ausgewählt, und diese Ehre wurde bis 2007 den folgenden Arten zuteil: Stiel-Eiche, Rotbuche, Sommer-Linde, Berg-Ulme, Speierling, Europäische Eibe, Spitzahorn, Hainbuche, Eberesche, Wild-Birne, Silber-Weide, Sandbirke, Esche, Gemeiner Wacholder, Schwarz-Erle, Weiß-Tanne, Rosskastanie, Schwarz- pappel und Wald-Kiefer.

Im Rahmen einer gemeinsamen Pflanzaktion des Arbeitskreises Natur der Dorfschaft und des Umweltausschusses der Gemeinde werden in Krummesse seit 2008 regelmäßig die entsprechenden Bäume gepflanzt. Dabei werden auch Lücken im Bewuchs von Knicks geschlossen. Unsere ersten Bäume des Jahres haben wir im Bereich unseres Knicklehrpfades am Saukammerwanderweg gesetzt, später kamen Standorte am Sportplatz sowie am Wanderweg in der nördlichen Verlängerung des Tannenweges hinzu. Alle Bäume sind mit Informationstafeln versehen, um die Arten mit ihren botanischen Eigenschaften, ihren Nutzungsmöglichkeiten sowie ihrer Bedeutung in Sagen und Geschichten vorzustellen.

Folgende Bäume hat unsere Gemeinde bis heute gepflanzt: Echte Walnuss (2008), Bergahorn (2009), Vogelkirsche (2010), Elsbeere (2011), Europäische Lärche (2012), Wild- oder Holzapfel (2013), Traubeneiche (2014), Feld­ahorn (2015), Winterlinde (2016), Gewöhn­liche Fichte (2017).

In diesem Jahr ist nun die Ess- oder Edelkastanie zum Baum des Jahres gekürt worden; eine Pflanze, die in vielerlei Hinsicht interessant ist. Dieser Baum hat während der letzten Eiszeiten sein Verbreitungsgebiet mehrfach vergrößert und wieder verkleinert. Er kommt ursprünglich aus kaukasisch-armenischem Gebiet. Dort wurde er bereits vor ca. 3.000 Jahren als Obstbaum kultiviert und verbreitete sich dann über Kleinasien nach Griechenland und auf den Balkan. Die Römer brachten den Baum schließlich bis nach Britannien und Germanien. Die Ess-Kastanie stand damals in hohem Ansehen. Es wurden nicht nur die Früchte gegessen, auch das Holz wurde verarbeitet (unter anderem im Weinbau genutzt). Blüten, Blätter und Rinde dienten als Arznei, z.B. bei Keuchhusten, Durchblutungsstörungen und Durchfallerkrankungen.

Im Mittelalter war die Edelkastanie in Südeuropa eine wichtige Grundnahrungspflanze; bereits im Jahr 614 tauchte sie in einer Liste geschützter Bäume auf. In den folgenden Jahrhunderten wurden ihre Früchte immer mehr zum „Brot der Armen“. Sie wurden durch Trocknen und Räuchern konserviert, und im 12. Jahrhundert wurde in der Lombardei erstmals das Wort „Marroni“ benutzt, um besonders große und schmackhafte Kastanien zu bezeichnen.

Heute werden die Kastanien vor allem in der französischen und italienischen Küche genutzt: als ganze Früchte, geröstet, als Püree, kandiert… genossen. In Spanien, Süditalien und auf Korsika werden die Kastanien von alters her in der Schweinemast verfüttert.

Die Edelkastanie kann bis zu 35 Meter hoch werden, bleibt aber meist unter 25 Metern. Ihr Stammumfang kann vier Meter erreichen, und ihre starken Äste bilden eine weit ausladende Krone. Die vermutlich älteste Edelkastanie in Europa („Kastanienbaum der hundert Pferde“ am Ätna) wird auf über 2.000 Jahre geschätzt. Bei uns werden die Bäume meist nur 200 Jahre alt. Die länglichen Blätter erreichen eine Größe von bis zu 25 x 7 Zentimeter und haben einen gezahnten Rand. Die männlichen Blüten können bis zu 20 Zentimeter lange Kätzchen bilden, die weiblichen Blüten bleiben unscheinbar. Die Edelkastanie bildet eine Pfahlwurzel mit nur wenigen, aber stark verzweigten Seitenarmen. Sie bevorzugt maritime Klimabedingungen und saure Böden. Hinsichtlich Temperaturen und Niederschlagsmenge dürfte sie sich bei uns wohlfühlen, sie mag allerdings keine Spätfröste.

Eine große Gefahr für die Edelkastanie stellen zwei Pilzerkrankungen dar. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Kastanienrindenkrebs aus Amerika eingeschleppt und hat viele Bestände – vor allem in Südeuropa – vernichtet. Hier bei uns in Nordeuropa könnte eher die Tintenkrankheit eine Rolle spielen, die Pilze der Gattung Phytophthora befallen vor allem Bäume auf feuchten Böden.

Das Holz der Edelkastanie ist leicht zu bearbeiten. Es kann gut gebogen werden und ist relativ witterungs- und fäulnisbeständig. Das Holz wird unter anderem zur Herstellung von Möbeln, Fensterrahmen, Zäunen und Fässern verwendet. Auch Eisenbahnschwellen, Spanten im Bootsbau sowie Dachbalken können aus der Edelkastanie gefertigt werden.

Und nicht zuletzt soll noch die Redensart „Die Kastanien aus dem Feuer holen“ erwähnt werden. Sie bezieht sich natürlich auf die in Glut gerösteten „Maronen“, bei deren Bergung man sich leicht die Finger verbrennen kann.

Seit zehn Jahren pflanzen die Krummesser alljährlich den Baum des Jahres.
Text und Foto Fotolia.com (Lizenzrechte beim Amt Berkenthin)
weitere Infos zu Krummesse unter www.krummesse.de

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