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Steinerne Zeugen – Der Weg zur Kirche führte durch Knicks und steinerne Durchgänge

Von Helga Dresow aus  Berkenthin:

Nach einer Bleistiftzeichnung, die Gustav Dohrendorf sen. angefertigt hatte, habe ich das Bild von der alten Stecknitzbrücke gemalt. Es zeigt den Berkenthiner Kirchberg mit der Kirchsteigbrücke, wie sie um das Jahr 1850 über die Stecknitz führte.

Gustav Dohrendorf war gebürtiger Berken­thiner, er liebte sein Dorf und wusste viele interessante Geschichten aus seiner Jugend zu erzählen. Die damaligen Straßenverhältnisse ärgerten ihn besonders.

Als Familie Dohrendorf einmal zu Verwandten nach Klempau eingeladen war, blieb ihre Kutsche kurz hinter Berkenthin im Schlamm stecken.  Zum Glück kam Hilfe aus Kählstorf, die das Fuhrwerk mit mehreren Pferdestärken herauszog.

Die Fußgänger hatten ihrerseits Lösungen gefunden, um die schlechten, zerfahrenen Straßen zu meiden. Sie folgten dem Lauf der Bäche oder gingen an den Knicks entlang, die die Felder begrenzten. Um von Feld zu Feld zu gelangen, wurden mit großen Findlingen Durchgänge durch die Knicks gebaut – gerade so breit, dass ein Mensch hin-durch­ gehen konnte. Die Tiere, die auf den Feldern weideten, konnten den schmalen Durchgang nicht passieren.

Noch heute ist der Kirchsteigweg von Niendorf nach Berkenthin bekannt. Auf einem Trampelpfad ging es an der Stecknitz entlang bis zur Göldenitzer Twiete. Von hier aus führte der Weg am Göldenitzer Mühlenbach entlang, den man am Ortsende überquerte, um dann über die Felder und durch die Knicks mit ihren steinernen Durchgängen, die Berkenthiner Maria-Magdalenen-Kirche zu erreichen.

Ich habe immer nach den Kirchsteigen und den großen Steinen gesucht. Zwei Findlinge hatte ich noch gefunden. Sie lagen umgefallen im Graben, versteckt unter Brombeergestrüpp. Und einige Jahre später waren sie weg.

Die Ländereien zwischen Göldenitz und Berkenthin, auf dem die exotischen Großtiere stehen, hat der Tierarzt Fey gepachtet. In einem Gespräch mit ihm erfuhr ich, dass noch steinerne Durchgänge vorhanden seien.

Meine Tochter und ich machten uns gleich auf die Suche. Das Betreten der Felder ist verboten, aber in einem Knick am Feldrand entdeckten wir zwei große Steine, die tief in der Erde steckten und kaum noch als Durchgang zu erkennen waren. Einen weiteren Steindurchgang haben wir an der Steinau in Mannhagen gefunden. Hier wurde ein Knick gerodet, aber die Findlinge, die den Durchgang markierten, blieben stehen.

Helga Dresow malte die Berkenthiner Kirche mit der Kirchsteigbrücke, wie sie um 1850 über die Stecknitz führte (l.). Findlinge, die noch heute auf Kirchsteige hindeuten: in Berkenthin (o.) und Mannhagen.

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